Milo – Die etwas andere Weihnachtsgeschichte Teil 3

4. Advent

Hallo …
schon wieder ist eine Woche rum.
Und ich sag euch: Was für eine Woche.

Nachdem Tom neulich meinte, sie müssten ja noch einen Baum holen, dachte ich erst, das wäre wieder so ein Menschensatz. Einer von denen, die irgendwo zwischen „gleich“ und „irgendwann“ verschwinden. Aber diesmal hat er Wort gehalten. Der Baum kam tatsächlich ins Wohnzimmer.

Ich habe sofort gemerkt, dass das kein gewöhnliches Ereignis werden würde. Die Tür ging auf, kalte Luft kam herein, und dann trugen meine Menschen dieses große grüne Ding durch den Flur, das nach draußen roch – nach Wald, nach Erde, nach einer Welt, die ich kannte. Sie stellten ihn mitten ins Wohnzimmer, traten ein paar Schritte zurück und schauten ihn an, als hätten sie gerade etwas sehr Wichtiges richtig gemacht.

Ich habe mir das Ganze lieber erst einmal aus sicherer Entfernung angesehen. Man weiß ja nie.

Der Baum roch gut. Wirklich gut. Nicht nach Küche, nicht nach Besuch, nicht nach Musik. Er roch nach draußen, nach Ruhe, nach etwas, das einfach da ist, ohne etwas zu wollen. Das gefiel mir sofort. Weniger gefiel mir, was danach kam. Kisten tauchten auf, Dinge wurden ausgepackt, wieder weggelegt, neu sortiert. Anna und Tom bewegten sich ständig um den Baum herum, hielten inne, änderten ihre Meinung und führten Gespräche, bei denen ich den Eindruck hatte, dass sie genau wussten, was sie wollten – nur nicht gleichzeitig.

So ging das ein paar Tage. Der Baum wurde voller, das Wohnzimmer gemütlicher, sagen meine Menschen. Für mich fühlte es sich eher an wie: alles ist fast fertig, aber niemand ist es. Immer noch ein Handgriff hier, ein prüfender Blick dort, ein leises „Wir müssten noch …“. Ich hielt mich lieber im Hintergrund. Beobachten war anstrengend genug.

Und dann kam dieser eine Abend.

Es kam niemand mehr. Niemand wurde erwartet. Niemand musste noch los. Anna und Tom wirkten müde, aber nicht gehetzt. Eher so, als hätten sie beschlossen, dass jetzt gut ist. Sie setzten sich aufs Sofa, sagten wenig, lachten kurz über etwas, das ich nicht verstand, und ließen den Rest einfach liegen. Die Küche blieb, wie sie war. Der Baum stand, wie er stand. Und zum ersten Mal seit Tagen hatte ich nicht das Gefühl, dass gleich noch etwas passieren müsste.

Ich lag zuerst noch ein bisschen auf Abstand. Alte Gewohnheiten geben Sicherheit. Aber es passierte nichts. Niemand rief mich, niemand wollte etwas von mir, niemand hatte einen Plan. Also rückte ich ein Stück näher, dann noch ein kleines Stück, bis ich schließlich mitten im Raum lag – zwischen Sofa und Baum.

Der Baum blieb still.
Meine Menschen auch.

In diesem Moment verstand ich etwas, das ich vorher nicht begriffen hatte. Weihnachten ist vielleicht nicht das, was vorher so laut war. Nicht das Rennen, nicht das Planen, nicht das Fertigmachen. Vielleicht ist es das, was übrig bleibt, wenn alle fertig sind und niemand mehr versucht, alles richtig zu machen.

Ich schloss die Augen, atmete tief ein und wieder aus. Anna und Tom waren ruhig, ich war ruhig, und zum ersten Mal seit meinem Einzug hatte ich nicht das Gefühl, irgendwo anders sein zu müssen. Ich war schon da.

Ich glaube, das war der Moment, in dem ich angekommen bin.
Nicht, weil alles perfekt war.
Sondern weil endlich nichts mehr von mir erwartet wurde.

Außer vielleicht, einfach da zu sein.

Gute Nacht.
Euer Milo 🐾🎄

P.S.

Vielleicht habt ihr beim Lesen oder Zuhören gemerkt, dass diese Geschichte nicht nur von Milo erzählt.
Sie erzählt auch ein bisschen von uns Menschen.

Mich erinnert Milos Blick daran, wie wichtig Rituale, Pausen und Verlässlichkeit sind – für Hunde genauso wie für uns. Nicht noch mehr Programm, nicht noch schneller, sondern öfter bewusst zusammen sein. Wahrnehmen. Ankommen dürfen.

Hunde sind darin wunderbare Vorbilder. Sie brauchen keine perfekten Abläufe, sondern echte Momente. Und manchmal zeigen sie uns sehr klar, wann es Zeit ist, langsamer zu werden.

Was ihr aus diesen drei Teilen mitnehmt, ist ganz individuell. Vielleicht ein Gedanke. Vielleicht ein Gefühl. Vielleicht einfach ein bisschen Ruhe.

Danke, dass ihr Milo durch diese Adventszeit begleitet habt.
Ich wünsche euch ruhige Tage, kleine Rituale
und viele Momente, in denen einfach nichts mehr muss. 🌲🐾

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