Auch Hunde verändern sich im Alter – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Neue Verhaltensweisen, Unsicherheiten oder sogar Angstreaktionen können plötzlich auftreten. In meiner tierpsychologischen Praxis Blickwechsel® begleite ich Hundehalter:innen und ihre Seniorhunde dabei, diese Veränderungen zu verstehen und liebevoll darauf zu reagieren.
Alter ist keine Krankheit. Aber es bringt Anpassungen mit sich – für den Hund wie auch für die Menschen, die ihn begleiten.
Ein berührender Fall aus meiner Praxis zeigt, wie vielschichtig sich Verhalten im Alter verändern kann – und wie wichtig es ist, genau hinzusehen.
Praxisbeispiel: Rocco – Ein Neuanfang im hohen Alter

Rocco ist ein 13-jähriger Boerboel-Rüde, der nach dem Tod seines langjährigen Besitzers im Oktober 2024 im Tierheim landete. Eine erste Vermittlung an ein älteres Ehepaar scheiterte – seit März 2025 lebt er nun in seinem liebevollen engagiertem Zuhause bei Ansgar und Simone.
Rocco bringt gesundheitliche Einschränkungen mit: Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, Untergewicht, schwache Muskulatur und Anzeichen starker Arthrose. Sein Bewegungsapparat war stark eingeschränkt, sein Ruhebedürfnis hoch.
Doch Simone hat bereits durch gezielte Übungen dazu beigetragen, seine Muskulatur behutsam wieder aufzubauen – ein großartiger Erfolg, der nicht nur seine Mobilität verbessert, sondern auch zur Schmerzlinderung beiträgt.
Auch sein Verhalten war anfangs herausfordernd. Besonders stark zeigte sich eine Trennungsproblematik: Verlassen Ansgar und Simone den Raum, reagierte Rocco mit Unruhe, Winseln, Hecheln – bis hin zu Stresssymptomen wie Urinverlust. Selbst die Anwesenheit anderer vertrauter Personen reichte nicht immer aus, um ihn zu beruhigen.
Diese Reaktionen deuten auf eine tiefe traumatische Trennungsangst hin – möglicherweise ausgelöst durch den Verlust seines Vorbesitzers, verstärkt durch den Tierheimaufenthalt und wiederholte Ortswechsel. Zusätzlich erschweren körperliche Einschränkungen und das Fehlen von Testosteron durch die Kastration die Stressverarbeitung.
Der Weg zurück in die Balance – Erste Therapieansätze
In der Arbeit mit Rocco geht es vor allem darum, ihm Schritt für Schritt Sicherheit, Vertrauen und Selbstwirksamkeit zurückzugeben. Die folgenden Maßnahmen wurden sanft und individuell auf ihn abgestimmt:
- Selbstvertrauen stärken:
Die ersten Therapieziele bestehen darin, Rocco in seinem Selbstbewusstsein zu fördern. Er lernt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, mit Trennung oder Unsicherheit umzugehen – und dass seine Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. - Therapeutische Spaziergänge mit Sinn:
Durch strukturierte, regelmäßige Spaziergänge an vertrauten Orten mit kleinen, zielgerichteten Beschäftigungen erlebt Rocco Erfolg und Stabilität. Das fördert sowohl seine geistige Aktivität als auch die emotionale Bindung zum Menschen – beides essenziell für sein Wohlbefinden. - Gemeinsame Kommunikation entwickeln:
In sogenannten CoachWalks üben wir eine klare, für Rocco verständliche Kommunikation. Er soll sicher erkennen können, welches Verhalten erwünscht ist – das schafft Orientierung und damit auch mehr Ruhe in Alltagssituationen. - Selbstwirksamkeit fördern:
Mit gezielten Übungen bekommt Rocco die Möglichkeit, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Kleine Wahlmöglichkeiten – z. B. beim Weg oder bei Aktivitäten – zeigen ihm: Ich kann selbst etwas bewirken. Das stärkt ihn – besonders in Situationen, die ihn bisher verunsichert haben. - Trennungsstress gezielt abbauen:
Parallel arbeiten wir direkt an der Trennungsproblematik. Der Ablauf beim Verlassen des Hauses wird völlig neu aufgebaut. Schritt für Schritt – immer so, dass Rocco keinen Überforderungsstress erlebt – lernt er, mit der Situation besser umzugehen. Durch angeleitete Alternativverhalten und veränderte Abläufe reduzieren wir die Reize, die bisher den Stress ausgelöst haben.
Wie geht es Rocco heute?
Nach den ersten Wochen zeigt sich Rocco bereits deutlich stabiler. Kleine Veränderungen im Alltag, wie strukturierte Rituale oder gezielte Erfolgserlebnisse, haben ihm spürbar geholfen. Die Unruhe bei kurzen Trennungen ist noch nicht ganz verschwunden, aber er kann sich schneller beruhigen – ein großer Fortschritt. Abends so berichten Ansgar und Simone, schafft er es sogar schon nach Befriedung seiner Bedürfnisse und ausgiebige Kuschelzeit ohne Stressanzeichen allein zu bleiben. Auch körperlich profitiert er durch den gezielten Muskelaufbau deutlich: seine Bewegungen wirken sicherer, und er nimmt wieder aktiver am Alltag teil.
Was mich besonders berührt: Roccos neuen Halter Ansgar und Simone hätten ihn wieder abgeben können. Denn der Einzug war zunächst auf Probe – wie so oft bei Tierschutztieren. Doch sie haben sich bewusst dafür entschieden, Hilfe zu suchen statt aufzugeben. Und das, obwohl gerade Hunde aus dem Tierschutz häufig ein großes Päckchen an Erfahrungen und Verhalten mitbringen, das sich nicht immer sofort erschließen lässt.
Fellnasen aus dem Tierschutz – eine Herausforderung mit Herz
Wie häufig lesen wir, dass Fellnasen aus Überforderung wieder abgegeben werden? Ja, es ist eine große Aufgabe – gerade bei älteren Hunden, die vielleicht schon viel erlebt haben. Aber: Es gibt immer einen Weg. Manchmal braucht es nur einen Blickwechsel, gezielte individuelle Unterstützung und einen kleinen Impuls von außen.
Wenn du selbst mit deiner Fellnase aus dem Tierschutz an einem Punkt bist, an dem du das Verhalten nicht verstehst – oder wenn klassische Trainingsmethoden nicht greifen – dann nutze gern mein kostenloses Erstgespräch. Ich bin für euch da – mit Herz, Verstand und dem Ziel, wieder Vertrauen und Stabilität in eure Beziehung zu bringen.
Wenn du Fragen hast oder Unterstützung suchst, melde dich telefonisch, per e-Mail oder WhatsApp gleich hier bei Blickwechsel®. Ich begleite dich und deinen Hund auf eurem gemeinsamen Weg – ganz individuell und bedürfnisorientiert.